Chronik der Feuerwehr Rothenbuch

24. Juli 1874

Das Gründungsdatum konnten wir dem „Grundbuch der Freiwilligen Feuerwehr zu Rothenbuch“ entnehmen. Diese Mitgliederverzeichnis wird auch heute noch vom Schriftführer weitergeführt. Gründungsvorstand war damals der Apotheker Habersack. Die ersten Aufzeichnungen aus dem Vereinsgeschehen finden wir im ersten Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr. 

 

29. April 1884
Der erste Eintrag lautet wörtlich: Rothenbuch, 29. April 1884 – „Durch das Ableben des Herrn Adjutanten PH. Kraft und durch den Austritt des Zugführers der Spritzenabteilung Eduard Schäfer wurde veranlaßt, zwei Nachfolger zu wählen. Zu diesem Behufe wurde auf heute 8 Uhr eine Generalversammlung einberufen. Mittels Stimmzettel wurde in geheimer Wahl zum Adjutanten gewählt Herr Martin Eich und zum Zugführer der Spritzenabteilung Korb Hasenstab. Die gewählten nahmen die Wahl an.“  
 
125 Jahre Rothenbucher Feuerwehr: Die Protokollbücher berichten uns über Wissenswertes und Alltägliches, über Sitzungen, Wahlen, sie erzählen von den Bränden, Übungen und Einsätzen, aber auch von Ausschlußverfahren „wegen ungebührlichen Benehmens.“  Breiten Raum nehmen natürlich die Berichte von den jeweiligen Stiftungsfesten ein: 1890 wurde das 15- und 16-jährige Bestehen der Feuerwehr gefeiert. Schon an dem Termin erkennen wir, daß das Fest mit einjähriger Verspätung stattfand. Die „schlechten Zeiten“ verhinderten, daß das 15-jährige Stiftungsfest im richtigen Jahr 1889 stattfinden konnte. Der noch junge Verein beging seinen Ehrentag mit einem Kirchgang, einer Schauübung und – wie könnte es anders sein – mit einem abendlichen Festball. Mit diesem Festprogramm wurden auch die folgenden Stiftungsfeste abgehalten.
 
Aus dieser Zeit stammt auch das älteste, heute noch vorhandene Gerät der Freiwilligen Feuerwehr Rothenbuch: 1892 wurde eine Saug- und Druckpumpe angeschafft. Damals ein modernes Gerät unserer Dorffeuerwehr, heute eine viel begehrte Antiquität, die im Jahr 1981 anläßlich einem „Tag der offenen Tür“ von unserer Jungfeuerwehr unter der Leitung des damaligen Jugendwartes Gustl Wunsch, aufpoliert und wieder funktionsfähig gemacht wurde. 1988 und 1993 wurde die Pumpe und die ebenfalls noch vorhandene, fahrbare Leiter aus dem Jahre 1933 unter Eberhard Roth und Michael Roth erneut restauriert. 
 
Am 16. Juli 1899 fand das 25-jährige Stiftungsfest statt. Schon damals besaß die Freiwillige Feuerwehr Rothenbuch eine Fahne. Dies geht jedenfalls aus einem Eintrag des Schriftführers
vom 13. Dezember 1903 hervor: „...wurde die Beflaggungsfahne, da sie entbehrlich war, an das Mitglied Heinrich Klaiber für 3,- RM verkauft.“
 
Kurz vor dem 50-jährigen Stiftungsfest fand nach einem diesbezüglichen Beschluß des Ausschusses das erste „Engelamt“ für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Feuerwehr statt. Seit dem Jahre 1923 bestand der Brauch, am Faschingsdienstag einen jährlichen Ehrengottesdienst mit Kirchenparade abzuhalten. Anschließend ließ man sich während einem Frühschoppen mit Weißbrötchen und Kümmel mit Salz von der Musikkapelle unterhalten. 1993 wurde diese langjährige Tradition jedoch, gegen heftigen Widerstand einiger Ausschußmitglieder, durch einen Beschluß des Vereinsausschusses gebrochen. Als Begründung wurde eine mangelnde Beteiligung der Feuerwehrkameraden, sowie das Fehlen der Musikkapelle „Spessartklänge“ wegen einer eigenen Veranstaltung am Vorabend, genannt.
 
Eine Fotographie aus der Zeit (Aufnahmejahr 1928/30) zeigt uns die Stärke und auch den Ausrüstungsstand  der damaligen Wehr. Noch mancher unserer älteren Mitbürger wird sich an die damalige Zeit erinnern und sich vielleicht sogar auf dem Bild als junger Feuerwehrmann wiederfinden. Zur Erklärung nur soviel: Die aktiven Feuerwehrleute tragen einen Helm, die jungen Mitglieder haben Mützen auf. Mit auf dem Bild sehen wir noch die Mitglieder des Rothenbucher Musikvereins.
 
Die Übungen „beider Feuerwehren“ – denn bis nach dem 2. Weltkrieg gab es neben der Freiwilligen Feuerwehr auch noch die ihr unterstellte Pflichtfeuerwehr – fanden in damaliger Zeit immer sonntags statt. Nach dem Sonntagnachmittagsgottesdienst wurden die Feuerwehrleute regelmäßig zum „Exerzierdienst“, so die Bezeichnung, zusammengerufen.  
 
Dann kamen düstere Zeiten für unser Volk und damit auch für die Feuerwehr Rothenbuch: Das „tausendjährige Reich“ unterbrach mit seinem barbarischen Weltkrieg das Wirken der Freiwilligen Feuerwehren. Der Chronist Arthur Kaupp berichtet dazu am 14. Juli 1946 im Protokollbuch: „Infolge der Kriegsdauer von 1939 bis 1945 war die Freiwillige Feuerwehr Rothenbuch zum Stillstand gekommen. Am 14. Juli 1946 wurde bei einer Gemeindeversammlung zur Neugründung der Wehr aufgerufen. Es meldeten sich sofort 39 Mann.“ Aus der Neuwahl ging dann Balthasar Geis als 1. Kommandant hervor. Der Neubeginn war getan. So konnte im Jahre 1950 am 16. Juli mit großem Aufwand das 75jährige Bestehen festlich begangen werden. Erstmals fanden die Feiern in einem Festzelt statt, das die Feuerwehrleute selbst aufgestellt hatten. Die Musikkapelle Rothenbuchs umrahmte das Fest mit ihren Weisen und die Ortsvereine nahmen daran teil. Dieses Fest war ein großer Erfolg für die Feuerwehr und auch finanziell ein guter Anfang. In diese Zeit fiel auch die Einführung der Feuerschutzabgabe. Damit wurde gleichzeitig die Pflichtfeuerwehr abgeschafft. Die finanzielle Situation der Feuerwehren wurde besser.
 
In der Folgezeit verbesserte die Feuerwehr ständig ihre Ausrüstung und auch ihre Ausbildung. Das 1951 gekaufte Motorgerät wurde 1959 durch ein neues „Ziegler“ – Motorgerät ersetzt.  1962 kaufte man einen Mannschaftswagen, 1963 ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug. 
 
Im gleichen Jahr legte die erste Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Rothenbuch die neu geschaffene Leistungsprüfung ab und erhielt das Leistungsabzeichen.  
 
Wie folgende Aufnahme aus dem Jahre 1955 beweist, war die Feuerwehr Rothenbuch jedoch nicht nur bei Übungen und Einsätzen zur Stelle, sondern auch bei kulturellen Ereignissen und sonstigen gemeindlichen Veranstaltungen präsent. Das Bild zeigt die Priesterweihe von unserem ehemaligen Mitbürger Prof. Dr. Rudolf Hasenstab.
 
Vorläufiger Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war wohl 1969 die Fertigstellung und Einweihung des Gerätehauses im Erdgeschoß des Rathauses. Dieses Fest fand statt im Rahmen des 95-jährigen Stiftungsfestes. Nun hatte die Wehr einen Raum geschaffen, der zur Unterbringung der modernen Geräte und der neuen Ausrüstung nötig geworden war. In diesem neuen Raum stellte die Feuerwehr den Mannschaftswagen mit TSA-Anhänger und das 1973 neu angeschaffte Tanklöschfahrzeug TLF16 von Magirus unter. Dieses Tanklöschfahrzeug, welches bis zur Beschaffung des neuen LF16/12 im Jahre 1999 in den Diensten der Freiwilligen Feuerwehr Rothenbuch stand, war zu damaliger Zeit ein riesiger technischer Fortschritt. Man hatte jetzt nicht nur ein neues Löschfahrzeug für die Brandbekämpfung, sondern auch eine Ausrüstung für technische Hilfeleistungen.
 
Ein Jahr später feierte man vom 13. – 15. Juli 1974 das 100-jährige Stiftungsfest mit Fahnenweihe. Trotz des nicht sehr guten Wetters waren über 40 Feuerwehren aus dem Landkreis der Einladung der Rothenbucher Wehr gefolgt.  Anläßlich des 105-jährigen Bestehens wurde am 14. und 15. Juli 1979 ein Jugendwerbefest abgehalten, das sich im Bezug auf Nachwuchs in der Feuerwehr sehr positiv auswirkte.
 
Zu dem im Laufe der Jahre mit technischen Hilfsmitteln, wie Stromaggregat, Greifzug, Motorsäge, Hydraulikpumpe und Trennschleifer ausgerüsteten TLF16, wurde 1983 noch ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug TSF von VW gekauft. Der nun vorhandene Gerätestand und die gute Ausbildung in unserer Wehr zeigten, daß der Name „Stützpunktfeuerwehr“ im Landkreis Aschaffenburg, den wir seit 1979 trugen, mehr als gerechtfertigt war. Vom 29. Juni – 1. Juli 1984 wurde das 110-jährige Bestehen mit gleichzeitiger Weihe des neuen TSF gefeiert.   
 
 
 
Im September 1986 konnte die Freiwillige Feuerwehr Rothenbuch ihren Ausrüstungsstand nocheinmal verbessern und mit einer entsprechenden Einweihungsfeier einen Mannschaftsbus von VW und einen hydraulischen Rettungssatz in Besitz nehmen, wobei der VW-Bus gänzlich von der Vereinskasse der Feuerwehr bezahlt wurde. Von nun an konnte auch unsere Wehr zu schweren Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen, für die Menschenrettung eingesetzt werden.
 
Da die jetzt vorhandenen drei Fahrzeuge in zwei Garagen des Feuerwehrgerätehauses untergebracht waren, platzte dieses aus allen Nähten. Fortan liefen die Bemühungen einen
Gerätehausanbau voran zu treiben. Nach einer langen Phase der Planung und schwierigen Verhandlungen im Genehmigungsverfahren, war am 13. März 1992 offizieller Baubeginn. Am 17. und 18. Juli 1993 konnte das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht werden. Nun hatte man  nicht nur für jedes Fahrzeug eine Garage, sondern auch einen eigenen Schulungs- und Jugendraum. Hatte man sich doch in den vergangenen Jahren, für die theoretischen Schulungsmaßnahmen, den Gemeindesitzungssaal mit der Gemeindeverwaltung teilen müssen. Die Einweihung wurde in Verbindung mit der 20-jährigen Jugendarbeit mit einem Gottesdienst, einer Großübung und einer Jugendvorführung am Sonntagnachmittag festlich begangen.
 
Im Oktober 1999 wurde dann unser neues LF16/12 von MAN als Ersatz für den inzwischen in die Jahre gekommenen TLF16 angeschafft.  In Verbindung mit unserem 125-jährigen Gründungsfest wird das neue Fahrzeug eingeweiht und offiziell in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Rothenbuch gestellt. Um diese beiden Ereignisse zusammenlegen zu können, wurden die Feierlichkeiten für das  Gründungsfest von 1999 auf das Jahr 2000 verlegt.